Mit dem Stück „Der Müller und sein Kind“, einem bäuerlichen Drama um eine verbotene Liebe, feierte die Münchner Volkssänger-Bühne in der Max Emanuel Brauerei in Schwabing ihr Comeback.
Dieses Stück, ehedem alljährlich an Allerheiligen und Allerseelen als Volkstrauerspiel aufgeführt, erlebte durch die Anregung des Schriftstellers Ernst Hoferichter seine Auferstehung im Jahr 1965. Hoferichter versprach, eine Bronzebüste von König Ludwig II zu stiften, falls es gelänge, das Theaterstück „Der Müller und sein Kind“, das seit 1933 nicht mehr aufgeführt wurde, zur Aufführung zu bringen. Er erzählte, dass Karl Valentin dieses Stück jedes Jahr, oft zweimal an einem Tag besuchte (eine der üblichen Nachmittagsvorstellungen und dann die Abendaufführung einer Komikerbühne in Haidhausen in der „Stadt Orleans“), „weil ma do so schee woana kon“. Die Volkssängerbühne spielte dieses Traditionsstück von Ernst Raupach über 40 Jahre immer an Allerheiligen. Ernst Raupach, ein Zeitgenosse Goethes und Schillers, schrieb 130 Stücke, die zu seiner Zeit an den preußischen Hofbühnen aufgeführt wurden. Nur „Der Müller und sein Kind“ konnte dem Vergessen entrissen werden. Egon Friedell sagt zu Raupachs „Müller“, der oft als Kitsch abgetan wird: „Nur deutscher Professorenhochmut kann dieses Stück, das seit 100 Jahren Parkett und Galerie gleichermaßen rührt, ablehnen!“
Das Stück, das im Original sieben Stunden dauerte, wurde oft auf zwei Spielabende aufgeteilt. Es wurde von Hannes König auf den zeitgenössischen Theatergeschmack zugeschnitten und gekürzt, mit einer Blaskapelle, Chorälen und empfindsamen Weisen verschönt, ohne dass es an Gefühlswert verloren hätte.
Ein Star dieser Inszenierungen war Franz Baumgartner, der für die Rolle des Totengräbers Jon 1984 und 1995 die silberne tz-Rose verliehen bekam.
Mehr Bilder und Infos zu den einzelnen Jahren findest du unter: https://www.mvb-ev.de/archiv
Comments